Die moderne Hypnotherapie wurde stark von Milton Erickson geprägt. Bei der Hypnotherapie im Rahmen eines therapeutischen Kontextes geht es – im Gegensatz zur Showhypnose – darum, einen Zugang zum Unbewussten des Patienten herzustellen, der die Selbstheilungskräfte mobilisiert und den Patienten befähigen, auf sein Leben wieder mehr Einfluss nehmen zu können, Schmerzen besser zu bewältigen und psychische Schwierigkeiten wie Ängste, Depressionen und psychosomatische Probleme (bspw. Migräne und Kopfschmerzen, Tinnitus, Asthma etc.) aber auch Schlafstörungen zu lindern.
Dabei ist eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung wichtig, in welcher der Therapeut mittels hypnotherapeutischer Techniken, die Aufmerksamkeit des Patienten in besonderer Weise fokussiert (bspw. auf alte Blockaden, positive Erlebnisse etc. lenkt) und störende, ablenkende Umgebungsreize oder Schmerzen ausgeblendet werden. In diesem tiefen Entspannungs- und gleichzeitig Aktivierungszustand wird die bildliche Verarbeitung sowie Lern- und Erinnerungsprozesse außerhalb der bewussten Wahrnehmung aktiviert. So können Erinnerungsbilder oder Zukunftsvorstellungen sowie auch innere Bilder bspw. zu einem bestimmten Thema auftauchen, emotional erlebt werden und als neue kreative Lösungen für den zukünftigen hilfreicheren Umgang mit den Schwierigkeiten verankert werden. Durch das Erleben in der Trance bspw. auch der bildlichen Vorstellung einer Problemlösung oder einen Heilungsprozesses können Probleme, Schwierigkeiten und Krankheiten anders wahrgenommen und bewältigt werden.
Der veränderte Bewusstseinszustand in Hypnose, der sich von Schlaf und Alltagsbewusstsein unterscheidet, geht auch mit Veränderungen im Körper und Gehirn einher, bspw. zeigt sich neurobiologisch eine Häufung langsamer Hirnwellen und eine Aktivierung in Bereichen, die für Aufmerksamkeitssteuerung, Wahrnehmung und mentale Entspannung zuständig sind. Die Wirksamkeit der Hypnotherapie wurde in vielen Studien nachgewiesen und ist besonders effektiv bei der Angstbehandlung, bei Belastungsstörungen, Anpassungsstörungen und psychosomatischen Problemen wie Kopfschmerzen/Migräne, Allergien, Schlafstörungen, akutem und chronischen Schmerz sowie Raucherentwöhnung. Zudem ist physiologisch ein allgemeiner positiver Einfluss auf die Immunfunktionen nachgewiesen.
Heilung von selbst und durch das Selbst
Für mich ist das hypnotherapeutische Arbeiten eine sinnvolle Ergänzung zu anderen Therapieverfahren und bietet die Möglichkeit, therapeutische Veränderungen auf verschiedenen Ebenen (physiologisch, emotional, kognitiv) einzuleiten. Durch eine hypnotherapeutische Behandlung kann der Patient/die Patientin erkennen und erleben, dass Veränderungen auch unabhängig von dem bewussten Denken stattfinden kann, was zu mehr Vertrauen in sich selbst und die eigenen Selbstheilungskräfte führt. Der Patient/die Patientin wird zum eigenen Therapeuten und gewinnt Einfluss auf sein körperliches und seelisches Wohlbefinden und seine Leistungsfähigkeit.
PRAXIS FÜR PSYCHOTHERAPIE
CARMEN SCHAIRER
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